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Keitumer Predigten   Traugott Giesen

20.05.2001

Silberne Konfirmation

Beim Propheten Jeremia 6, 16 spricht Gott: „Schaut und fragt nach den Wegen bisher; fragt, was der gute Weg sei und den geht. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!“
Jetzt also eine Rast auf dem Weg des Lebens. Gut, daß ihr euch Zeit nehmt. Ob zum prominenten Datum im Lebenslauf oder zum Sonntag Rogate (betet), jeder Sonntag ist als Rast gedacht. Und wie köstlich auf langem Marsch eine Rast ist! Man verweilt, man legt die Last ab, man nährt sich – und sieht den gegangenen Weg zurück, aus welchen Tiefen man herkommt; und sieht nach vorn, wägt ab, wie weit, wie schwer es noch sein mag. Und geht gestärkt weiter.
Also jetzt Aufatmen, jetzt Ruhe, jetzt mal nichts müssen. Jetzt Hiersein, St. Severin, der leuchtende, heilige Ort der Kindheit. Von hier gingen die Wege ins Leben. Hier wurdet ihr wohl getauft, mit dem Kreuz des Segens bezeichnet. Hier warst du Gott gewidmet, und er versprach sich dir als Hirte und Hüter, ja als Veranstalter deines Lebens.
Hier bist du konfirmiert, also eingesegnet ins Erwachsenwerden. Ihr seht euch noch im ersten Anzug, im ersten festlichen Kleid. Auch „Lobe den Herrn“ gesungen, und niedergekniet, und ein Wegweiser-Wort für jeden speziell, und wieder ein Segen: „Gott, der Herr, ist Sonne und Schild, die Kraft zu allem Guten, der Schutz in allem Schweren.“ Der Pastor Kähler, der treue, gab euch Weisung fürs Leben: „Fürchte dich nicht; glaube nur!“ war sein Hauptwort.
Und die ganze Verwandtschaft gab euch eine Feier, sie prosteten euch zu: Aufs Erwachsenwerden! Und ihr saht sie euch an, die älteren Herrschaften, so erwachsen wolltet ihr nicht werden.
Und jetzt wieder in St. Severin, einige haben hier geheiratet, ihre Kinder getauft, hier mit zu Grabe gebracht Großeltern, Nächste. Und jetzt sitzt ihr wieder hier, einige zum erstenmal nach 25 Jahren, und ruht aus. Nichts müssen. Nur atmen, einatmen, ausatmen die Gewissheit: Gut zu leben, Gott liebt dich und braucht dich. Gut zu leben.
Das Wort des Propheten taugt auch für heute: „Schaut und fragt nach den Wegen bisher, fragt, was der gute Weg sei, und den geht. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!“ Ja – verweilen in St. Severin und die Wege bis hierher besehen: Wie bin ich zu dem geworden, der ich jetzt bin.
Doch, einigermaßen erwachsen geworden, ich komme für die Folgen meines Tuns auf; nicht mehr die Scheibe einwerfen und weglaufen, nicht mehr petzen und es nicht gewesen sein wollen, sondern verantwortlich hat dich das Leben gemacht. Auch für die Liebe und die möglichen Folgen. Eine lange Geschichte, die noch andauert, wie du Mann, wie du Frau wurdest. Die Mühen und Wonnen des Verliebtseins, das Wartens, das Enttäuschtwerden und Enttäuschthaben; wie war man schüchtern oder zwanghaft draufgängerisch, wie lange konnte man als Kerl sich eigentlich keiner zumuten, und wie hat dann die Liebe doch einen zum Menschen gemacht.
Und du hast einen Gefährten gefunden, mit dem du den Weg gehst. Oder du bist frei und bereit, dich wieder finden zu lassen. Du hast gelernt, die Liebe lässt sich nicht erzwingen, die Liebe ist Gnade, Wunder, Geschenk; wir können sie ein Stück hüten mit Vernunft, aber sie nicht anketten – Liebe, kurz oder lang, ist Gottes eigener Atem, und manche Liebe musste sein, schon um die Kinder zu erden. Man muß mal rasten, mal zur Ruhe kommen, muß zu sich selber finden, sich endlich annehmen und sich selber lieben lernen.
Auf dem Weg zu dir selber – jetzt in St. Severin ruhst du aus, findest Ruhe aus dem, was trägt, was dir Heimat schafft im Eilen der Zeit. Ruhe aus dem, was du nicht machen musst, sondern genießen darfst: Du gewollt, du geliebt, du wichtig und nötig, du Gottes Sohn oder Tochter: Da das Taufbecken, über dem du den Lebenssegen empfangen hast. Dort der goldene Altar mit dem Abbild des Gütigen Gottes, hier knietest du, und über dir wurde gesprochen der Segen für den Weg.
Du wuchsest, hast Wissen angesetzt und Tatkraft, hast auf Wegen hin und her zu deiner jetzigen Arbeit gefunden: Spannend, wie wir der Gesellschaft nützen müssen, damit sie uns nützt. Schwierig, die eigenen Begabungen umzumünzen. Aber in dir ist die Leidenschaft, was zustande zu bringen, vielleicht musst du noch umschulen, vielleicht hast du schon ein Haus gebaut oder in Planung; ich nicht – aber einige in eurem Alter schaffen das, auch unter schuften fast Tag und Nacht. Du verdienst dir lange dein Brot und für Familie mit, kannst dir was leisten.
Und ruhst aus. Denkst nach. Die Wege des Lebens – wie liefen sie, wohin haben sie dich gebracht? Bist du Mutter oder Vater? Mehr kann man nicht werden. Kinder erziehen, daß sie gern sie selber sind und nicht Quälgeister des Lebens, ist das höchste. Und das einigermaßen gut machen, vielleicht besser, als es mit einem gemacht wurde – auch davon ausruhen.
Danken für soviel Bewahrung und Geduld, einigermaßen; und wenn einem die Hand ausgerutscht ist, dann heulen über das eigene Unbeherrschtsein, und es anders machen ab jetzt. Und wenn keine Kinder, dann Gott auch danken lernen, es hat nicht sollen sein. Kinder machen wir nicht, höchstens halten wir uns dem Leben hin. Und wenn es sein soll, dann helfen wir einem Kind Gottes auf die Welt, helfen ihm, in der Welt sich zurechtzufinden – wenn wir dazu bestimmt sind und diesen Ruf hören, wenn. Wir müssen nicht biologische Eltern sein, wir müssen väterliche, mütterliche Menschen werden, was damit anfängt, daß wir für uns selbst gut sorgen, und endlich uns nicht weiter übel mitspielen.
Doch, so um vierzig, nimm dich an, glaub dich gut. Gott liebt dich und braucht dich ja, also kann dich selber leiden und halt dich für brauchbar. Heute halte Rast auf dem Weg, sieh in dich. Du kannst ohne Scham deiner ansichtig sein, du hinreichend glücksfähiger Mensch.
Da ist auch Schuld und Versagen. Auf dem langen Weg zu dir selbst auch Feigheit, Weggucken, Hängenlassen. Alles hat seinen Preis, und wir müssen bezahlen, was wir bestellt haben. Das Leben ist eine Nuß, sie lässt sich nicht zwischen weichen Kissen knacken. Und andere sind nicht verpflichtet, mich mehr zu lieben, als ich sie.
Aber jetzt ist Hochzeit deines Lebens, Gott hat noch viel mit dir vor. Der Weg bis hierher ist auch erst Hinweg für das Künftige. Bis jetzt war viel Lehrzeit, Kampfzeit, Irrtumszeit, Malochezeit, auch Spaßzeit – aber jetzt ist die 2. Halbzeit eingeläutet; wobei völlig offen ist, wie lange wir hier noch mitspielen dürfen und sollen. Darum komme jetzt zu einiger Weisheit und Erkenntnis, vor allem: Alles ist Gnade, auch Arbeitenkönnen, auch Gesundheit, auch Standortvorteile, auch der gute Gefährte und soviel Bewahrung bis hierher; soviel Schutzengel, soviel Gnade, Bewahrung Gottes, unverdient. Und ab sofort: Das Leben behutsam behandeln. Jetzt ist es Zeit fürs wirklich Erwachsenwerden.
Gott hat noch große Dinge mit dir vor. Genießt den Gottesdienst, die Rast, die Ruhe; seht den Weg bisher und achtet die Mühe, die andere mit euch hatten; seid dankbar für die Mühe, die ihr bringen konntet. Atmet mal tief auf. Gott schickt euch bald weiter. Er hat noch viel vor mit euch, ihr gesegneten, wunderbaren Menschen. Amen.
 


 




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