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Predigt 25. April 2004

Keitumer Predigten Traugott Giesen 25.04.2004

Konfirmation

Psalm 1 und Psalm 84,12

Gott ist Sonne und Schild, die Kraft zu allem Guten, der Schutz in allem Schweren. Und wer Lust hat an seinem Willen, der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.

Für euch Konfirmanden und eure Familien und die ganze Gemeinde ist dies ein Festtag. Wir feiern euer Erwachsenwerden; Vor allem: dass ihr es bis hierher geschafft habt mit viel Bewahrung, und wir Eltern euch bis hierher geleiten und begleiten konnten. Wir feiern, dass ihr die erste harte Steigung eures Lebensweges bewältigt habt. Und feiern das nicht in einem Stadion, wo man die Leistungen beklatscht; und feiern das auch nicht im Rathaus, wo man Gemeinsames aushandelt, auch nicht im Bankhaus, wo man mit Geschick das Erworbene vermehrt. Sondern wir gehen zur Kirche, weil wir danken und beten wollen für euch, Segen erbitten wollen für euer schönes schweres, schönes Leben.

Kirche ist der Ort für die Kreuzungspunkte unserer Wege. Hier legen wir die Hände in den Schoss und lassen uns von heiligem Geschehen tragen. Wir sind hier in Generationen versammelt. Auch die Verstorbenen, die meist von hier zu Grabe kamen, sind mit einem Hauch ihres Wesens noch hier – früher hatte man noch die Namensschilder der Familie an der Bank, da saßen über die Jahrhunderte die Familien auf ihren Plätzen in St. Severin. Das ist heute anders, auch gut so. Wir bilden jeden Sonntag eine neue Familie hier, auch heute. Wollen eine gemeinsame Energie aufnehmen, eine starke Dosis Lebensmut eingestrahlt bekommen.

Die Überschrift hier am Balken überm Altar taugt als Leuchtschrift an unsern Stirnen. Ja, doch, dies als laufendes Band unter, neben allen anderen Gedanken – das wäre rettend: Gott ist Sonne und Schild. Sonne – also alle Energie; und Schild – also Schutz, Liebe.

Alle Energie hat ein gutes Zentrum. Alle Kraft ist Ableger von Gottes Macht. Alle Power gehört letztlich Gott. Und hat ein Herz, einen Willen, eine Sehnsucht, Gott, die Liebe. Der Lebensgrund ist väterlich-mütterlich. In aller Freude, in allem Füreinander- und Voneinander-begeistert-sein pulsiert Gott.

Gott ist nichts extra neben Energie und Liebe. Wie sieht Gott aus? Wie ist er für sich allein? Das geht uns nichts an – alle Macht und alle Liebe ist Äusserung Gottes, alles Sein ist sein Atem, sein Wesen. Darum haben wir immer mit Gott zu tun, ob wir glauben oder nicht. Muss ein Fisch ans Wasser glauben? So wie der Fisch von Wasser umhüllt ist, sind wir von Gott umhüllt. Wir geschehen in diesem Energie- und Liebefeld – "Gott" genannt.

Kraft zu allem Guten möge bei euch sein. Ihr sollt nie allein euch fühlen, immer ist die Kraft zu allem Guten bei euch. Und durch euch. Eure, unsere Kraft gehört doch zum Energiehaushalt und Schutzmantel Gottes. (Das hat doch auch zu euch schon einer gesagt, als du geholfen hast, und dem andern zu einem Ausweg verhalfest: du bist ein Engel – ) ein guter Mitarbeiter Gottes. Ja, das sollst du werden, bleiben, werden.

Wir beten für euch, dass ihr wie ein Baum seid, gepflanzt an Wasserbächen. Ein starkes Bild für Wachsen und Werden. Jeder hat einen Baum, so was wie ein stiller Begleiter seines Lebens, der einen begrüßt , wenn man morgens aus dem Haus tritt, der immer da ist, so lange du denken kannst. Manchmal pflanzt man ja auch einen Baum zur Taufe oder zur Hochzeit, als Bild für gutes Wachsen. Doch, ihr sollt werden wie ein Baum, der viel Frucht bringt.

Ihr habt schon 14 Jahre geschafft. Ihr habt unermesslich viel gelernt, das hat euch fit gemacht fürs Erwachsenwerden. Aber das Lernen nimmt kein Ende hier auf Erden. Auch wir Alten sind noch Anfänger – zum Beispiel im Computern, da fragen wir euch ja. Manches kapiert ihr schnell.

Wichtig, dass Ihr euch als ein Teil von Gottes Kraftfeld glaubt, ihr an eure schöne Berufung glaubt, zu taugen und wichtig zu sein. Ihr macht euch nicht wichtig, ein Baum macht sich nicht breit. Ja, das sagt man so: wenn die Verwandten einen länger nicht sahen: „Du, du hast dich aber gemacht!“ – aber gemacht ? Ihr wisst, wie ihr das Wachsen über euch ergehen lasst - es geschieht euch, ihr seid ein Wunder, ein Energiebündel aus dem Schatzhaus des Herrn, wie Bäume.

Das Herrliche an Bäumen ist ja, sie werden und bleiben, sie schaden nicht, sie bringen Frucht, sie sorgen für gutes Klima in ihrer Nähe. Sie geraten wohl, wenn sie Wasser und Sonne haben. Wir brauchen noch viel dazu: Liebe- also Gottes schöne Energie und die Lust, die Liebe zu vermehren.

Liebe ist nicht nur Umarmen und Schmusen, „fühl dich wohl in deiner Haut!“, sondern ist das weite Kraftfeld der freundlichen Beziehungen zum Leben. Gut, wir können auch mal muksch sein, twerig, mal viel mit uns selbst beschäftigt sein, weil so eine Phase ist; oder wir sind überhaupt verschieden temperiert, die einen sind schwerblütiger, haben lieber etwas mehr ihre Ruhe, lassen vielleicht darum auch mehr in Ruhe? Die andern sind leichtlebiger, auch leichter freundlich, nehmen darum auch leichter in Beschlag? und Geschenke an- ach die vielen Farben im Malkasten Gottes sind doch sein Geheimnis. Wir müssen damit zurecht kommen, vor allem erst mal jeder mit sich selbst, keiner hat sich selbst geschaffen.

Aber die Grundstimmung sollte schon klar sein: Lust haben am Willen Gottes, der ist wie ein Baum. Was beim Baum das Strecken zur Sonne ist, das ist bei uns Menschen die Lust am Willen Gottes, die Lust am Guten. Das Gute hat eine ungeheure Anziehungskraft, wir brauchen nur Schutz vor der Überredungskunst der Begierde (R. Musil), wegzunehmen. Dazu helfe euch eine gute Selbstliebe, die hat Freude an innerem Gleichgewicht. „Du bist Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will“ (A. Schweitzer). Das verlangt Mitfühlen – gar nicht mal ein dauerndes Mitleid. Du rettest die Fliege aus dem Glas, weil sie deine Freude am Tag behindert (nach P.Handtke). Du hast ein Mitfühlen mit der Schöpfung, und es soll noch wachsen und sich nicht im Kampf ums Dasein verschleißen, manchmal hört ihr aus unseren Erwachsenen-Mündern solche herrischen Sätze- dann glaubt uns nicht; ihr sollt es besser machen als wir.

Das Leben verlangt beim Nehmen und Geben ein dauerndes Abwägen und Abgleichen, zwischen Vorfahrt und Rücksicht, sag ich jetzt was oder halt ich den Mund? Einer trage dem andern die Last mit. Wohl wahr, aber nicht, um ihn bequem zu machen. Ein Dauerthema noch, ob ihr euren Anteil an den Mühen des Haushaltes tragt?

Wir erbitten für Euch auch Lehrer und überhaupt Mitmenschen, die – ich bleib mal beim Baum - eure Krümmungen im Wachstum liebevoll begleiten: Und ihr, da setzen wir drauf, sollt mal gute Gärtner werden für andere. Schon in der Klasse, im Schulbus - meide ich die Rabauken, oder suche ich ihre Nähe, versuche sie zu mäßigen. spüre ich im Haudraufgebahren den Hilferuf nach Freundschaft? Sie kehren ihre Stacheln nach außen- aber du, Du hast einen Schimmer vom Blick Gottes mitbekommen: Du siehst, wie ihre Stacheln angezüchtet wurden ihnen durch was auch immer, und sie kehre ihre Stacheln nach außen, um nicht zu verbluten. Die Überzeugung der Heiligen (und der Ärzte und Ingenieure) glaubt, daß auch in den moralischen Abfällen unausgenützte himmlische Heizkraft stecke... (R.Musil). Du hilfst zur Kooperation, dass keiner gefährlich werde. Bitte. Aber was schautet ihr uns Erwachsenen ab? Manchmal können wir von euch lernen, weil ihr noch eine Beherztheit habt, das Garstige neugierig anzufassen. Und es so vielleicht zu erlösen. Heimat ist gut, aber Fremdenfurcht ist schlecht - bitte macht es besser als wir Alten, - und Krummes gerade sein lassen, bei dir bei anderen, hauptächlich bei den Lieben Nächsten, das soll euch gelingen. Ihr seid die neue Generation guter Gärtner, die das Leben als weites Kraftfeld der freundlichen Beziehungen bestellen.

Heute dämmert’s uns Eltern, dass ihr mal aus dem Haus geht und vielleicht selbst mal ein Haus baut, jedenfalls eine eigene Lebensmitte haben werdet. Und wir werden Euch von naher Weite zuschauen, wenn ihr das zulasst.

Ein Thema wird die Liebe sein: Dies Zusammengehören. Wir wollen zusammengehören. Aber mit wem? Mit wem ganz nah, dass man mal ein Schicksal hat? – ach noch lange hin. Lasst euch Zeit. Befreundet euch oft, lernt gut, zu wählen, was euch gut tut. Eigentlich weiss man immer, was gut ist: das ist auch so ein Gottesgeschenk. Tief innen weißt du, was gut ist. Das tu. Es ist einfach. Man muss nur nein sagen, ganz früh. Ob in der Disco bei Alkohol, oder beim Mitfahren im Auto, und dann will einer angeben: sag' nein. – Und, ihr Mädchen, erzieht die Jungen. Nie puscht die Jungen auf, dass sie angeben mit Gewalt oder Fiessein. Bitte, macht das nie.

Ach, das Lieben – Ihr ahnt schon, wie wichtig es ist, Liebhaben macht den andern gut und dich selbst auch. Die Seele ernährt sich von Worten. Redet viel miteinander, wenn das Verstehen da ist, geht alles andere von selbst gut. Umgekehrt längst nicht.

Liebe ist ein Thema, und Beruf das andere: Ihr müsst nützen. Im Rahmen eurer Begabungen müsst ihr andern nützen, damit sie euch auch nützen. Dass ihr noch lernen dürft, nehmt das als euren jetzigen Beruf. Ihr sollt das Wissen der Menschheit euch aneignen und wenigstens wissen, wo es steht. Ich sah gerade die Pyramiden, und wir sind die Erben auch dieser Schätze. Was vererben wir mal? Wir sind Nachkommen aber auch Vorfahren. Ihr seid das Glied zwischen Vergangenheit und Zukunft in der Kette der Generationen. Ihr müsst Wissen sammeln und weitergeben: Das Meiste kann man am Computer aufschlagen, aber das wichtigste nicht: Dies Vertrauenswissen: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag. Und du sollst auf dem Feld seines Willens wachsen wie ein Baum, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit. Und was er tut, das gerät wohl.

Heute: Abschied vom Kindsein – Ihr bleibt Kinder Gottes, aber mit den Mitmenschen tretet ihr langsam auf Augenhöhe: Übernehmt Verantwortung für die Folgen Eures Tuns. Dabei, beim lebenslänglichen Erwachsenwerden erbitten wir für Euch und uns Gottes Segen: Die Kraft zu allem Guten, den Schutz in allem Schweren. Amen.


 




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