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Traugott Giesen Kolumne 19.10.2002 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Freundschaft kündigen?

Sie waren viele Jahre ein Herz und eine Seele. Sie riefen sich täglich an, auch mehrmals, erzählten sich von der Arbeit und der Clique, dem Städtchen und den Müttern, den Kindern und den überflüssigen Pfunden. Sie gingen auf Tour mit dem Kunstverein, kurten und golften, sie schenkten gemeinsam, machten sich über dieselben Leute lustig, bejubelten des andern Erfolge, linderten Kummer, sie wussten das meiste voneinander. Dann, nach 20 Jahren, ließ die Liebe nach, jedenfalls eine dachte zunehmend kritischer, Störendes trat ihr hervor, sie hielt Wichtiges zurück, erzählte zunehmend weniger, die Anrufe ihrerseits wurden knapper. Es war nur eine Frage der Zeit, wann es nicht mehr weiterging.

Die liebste Freundin vieler Jahre fragte sie dann auf den Kopf zu, was zwischen sie geraten sei. Ja, es waren auch andere Freundschaften hinzugekommen, Interessen hatten sich verschoben, eine Krankheit andere Maßstäbe in die Seele gerückt. Über all das hätte man sprechen können, hätte sich erklären können, man hätte sich dem andern neu anvertrauen können wenn, ja, wenn die Energie der Freundschaft noch stark gewesen wäre.

Aber zumindest von einer Seite war sie blass geworden. Verpflichtung wahrte noch eine Zeit lang die Form, dann war es aus. Drei Sätze zwischen Tür und Angel: Weißt Du, es war schön mit uns, aber lass uns mal voneinander lassen. Ich glaube, mit einem Ruck bin ich anders geworden. Nimm es nicht böse, es ist nichts gegen dich. Es ist eben so. Adieu!

So oder so ähnlich muss das sein, darf das sein? Diese Enttäuschung, war denn alles ein Irrtum? Nie wieder so nahe Befreundung! - Ach, lass diese Zweifel. Es war doch gut zu seiner Zeit. Nichts, was lebt, kann bleiben wie es ist. Und wir wandeln uns doch nicht synchron, nicht zeitgleich und wesensgleich. Wir müssen uns auch lassen können, wenn einer vom andern wegstrebt. Freundschaft ist keine Ehe.

Freundschaft ist, wenn sie ist. Und sie ist nur, wenn in ihr Zuneigung und Freiheit sich die Waage halten. Die sich als Freunde wohlwollen, müssen vor allem die Freiheit des andern fördern. So liebend gern man mit dem andern zusammen wäre - es kommt auf die freie Verabredung an. Am wichtigsten ist, der andere ist glücklich; am zweitwichtigsten mit mir. Freundschaft kann sich aus der Ferne mitfreuen, Freundschaft nimmt nicht in Beschlag. Ja, man muss dem Bedeutung geben, was für die Freunde bedeutend ist, aber wenn man auseinander driftet, wenn die Haftung der beiden aneinander nachlässt, dann dürfen, ja müssen sie voneinander lassen, ohne Vorwurf. Wir sind auf dem Weg, und über kurz oder lang, Dank für alle Freundschaft.


 




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