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Kolumne 10. Januar 2004 - <br>Zufriedenheit ist ein tauglicher Gradmesser

Traugott Giesen Kolumne 10.01.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Zufriedenheit ist ein tauglicher Gradmesser

von Traugott Giesen

Glück ist gefährdet, ist nicht einklagbar, ist brüchig. Aber was an dir liegt, das musst du bringen; du musst die Umstände locken, dass sie dir dienen. Du musst die Wolke der Wahrscheinlichkeiten zu deinen Gunsten melken, musst dem Leben geben, was es braucht, dass es dir gut sein kann. Vor allem, musst du glücklich sein wollen. Unbedingt. Dein Schöpfer will von dir gelobt sein. Doch Lob und Dank kommen dir nur über die Lippen, wenn du gern du bist. Daran arbeite.

Erst mal verringere deine Selbstbeschädigungen, nimm deinen Missmut kurz und klar, gewähre dir, wenn du kannst, eine Auszeit und lass nicht zu viel andere unter dir leiden, sie werden sich sonst rächen.

Verringere überhaupt die Abhängigkeit vom guten Willen anderer. Sicher brauchen wir Menschen, aber führe keine Notlage schuldhaft herbei, in der Menschen unwillig dir beispringen müssen. Du bringst dich doch auch in Sicherheit, wenn einer sehenden Auges das Desaster produziert.

Erlebe Gelingen. Genieße Erfolg. Dass dein selbst gekochtes Essen schmeckt, du genau das richtige Geschenk findest, deine Arbeit ein Stück vorwärts bringt, freu dich dran. Aufräumen, Saubermachen, Reparieren haben auch ihre Würde - Ordnung wiederherstellen ist wie Hungerstillen der Anfang allen Glücks. Menschen zurecht bringen, dass sie ihren Weg finden, Chancen eröffnen und Zeuge sein, wie andern was gelingt, ist auch schön.

Achte darauf, dass die Beschaffenheit deiner Gedanken stimmt. Zufriedenheit ist ein tauglicher Gradmesser. Pedantische Planer werden umso kristallklarer vom Zufall getroffen. Erbitte dir mehr Großmut. Eigentlich ist das Leben fehlerfreundlich, wenn du es nur nicht zu hart an die Kandare nehmen willst. Wenn dir einmal die Welt im Zustand der Gnade erschienen ist, dir ein Kind geboren ist oder du von Leid genesen bist, wenn du die Wonnen der Liebe geschmeckt hast, dann weißt du die Köstlichkeit von Frieden und wirst ihn schützen.

Also wirst du auch helfen, dass andere ihr Glück machen können. Gewerkschaften müssen Solidarität gestalten, indem sie aus zwei Jobs drei machen. Kirche muss nicht zuerst Geldquellen zum Sprudeln bringen, sondern Frömmigkeit leben. Und du musst in Richtung deiner Wünsche leben. Dabei entscheiden die Mittel, nicht die Zwecke; du weißt schon was recht ist, tu es reinen Herzens.

Auch gehabtes Glück zieht noch einen Schweif von Freude nach sich. Selbst wenn du deinen Liebsten gehen lassen musstest, bleibt in der Trauer das Geliebthaben bei dir. Lass auch bei neuer Liebe die Lücke bestehen. Jeder ist einmalig wunderbar.

Die schlimmste Art, sein Glück zu versäumen, ist es, nicht zu glauben, dass man es hat (Arthur Schnitzler). Gewähre dir Zeit, ohne Zerstreuung, ohne Müssen, im Genuss deiner Empfindung - und du wirst langsam mit dir einverstanden, und wissender auch, dass wir auf viel verzichten müssen und können.


 




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