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Kolumne 05. Juni 2004 - <br>Auch beim Altern muss die W�rde gewahrt bleiben

Traugott Giesen Kolumne 05.06.2004 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

Auch beim Altern muss die W�rde gewahrt bleiben

von Traugott Giesen

Natürlich kommen im Alter auch Tage, von denen wir sagen, sie gefallen uns nicht. Und hoffentlich haben wir noch eine Ahnung, dass nach dem Irdischen uns Himmlisches erwartet; Gott hat uns doch die Ewigkeit ins Herz gegeben. Wäre schon gut, wenn wir mal mit Neugier sterben können, wenn wir nicht mehr leben können. Und das Klammern und Kontrollieren lassen wollen. Gut, wenn wir mal das Leben segnen können.

Aber bis dahin wollen wir uns des Lebens freuen. Solange es noch was zu staunen und zu lernen, was zu streicheln und wahrzunehmen gibt, ist es gut, hier zu sein, auf dieser schönen armen Erde.

Vielleicht werden wir ja auch klug, uns endlich in der Lebenskunst zu üben, es uns genügen zu lassen mit dem Hinreichenden. Es hat Charme, nicht zu protzen. Wenn man gut alt geworden ist, muss man niemandem mehr was beweisen. Die viele Arbeit und die Mühsal der kargen Anfänge sitzen in den Knochen. Wer alt geworden ist, hat viel Hunger und Elend erlitten, hat viel geweint, hat getröstet und Trost gefunden. Alt geworden, weiß man die Wunder und Wirren der Liebe, hat sich Wege gebahnt und Schleichwege dazu, ist schuldig geworden, nicht zu knapp, und weiß, dass letztlich alles Fügung ist. Alt geworden ist man schlau geworden, hat aus Fehlern gelernt, ist vor allem vorsichtig und, wenn im Stand der Gnade, dann dankbar.

Gut, wenn man andern nicht zu schwer werden muss. Aber da sollte man nicht drauf setzen. Wir haben unser Enden nicht in der Hand. Zwar können wir verfügen, nicht an die Magensonde gelegt werden zu wollen. Aber das Leben kann sich ziehen. Und gut dann, dass Menschen einem beistehen. Alle sollen behütet alt werden können und besonders die, die jetzt alt gewordene Menschen pflegen, so dass ihre Würde gewahrt bleibt; sie müssen es selbst mal gut haben.

Darum, wie Kindererziehung einen Rentenaufschlag wert ist, so die Pflege zum Ende des Lebens hin. Es gibt Früh-Alte und LangJunge, manche finden erst im Alter ihre Freiheit; Garten, Kultur und Ehrenamt sind beliebte Kraftfelder, auch mit Hörgeräten und Ferngläsern lässt sich gut reisen.

Hauptsache: Nie versumpfen. Also gesel- lig bleiben, besuchen, schreiben, anrufen, mai-len, vor allem den Enkeln, Urenkeln. Nicht viel schwätzen von abgetanen Taten. Immer für jemanden mitkochen, auch sich selbst einladen. Nicht die Mahlzeiten einnehmen an einsamem Tisch mit dem Rücken zur Welt. Auskömmlich werden, einen Hauch Weisheit sich gönnen: Was hat man alles erzwungen im Leben, und hat es genutzt? Anders ging es doch auch. Also Frieden machen, was an einem selbst liegt; endlich Bedauern eingestehen, Versäumen; um Verzeihung bitten, Wiedergutmachung anbieten. Nachgeben, endlich könnte auf die alten Tage der Familie ein Feuerwerk von Glück bescheren.

Und es steht noch dahin, ob wir es mal sagen oder ob eines unserer Kinder es mal sagen will: "Es ist mein einziger Ehrgeiz, sie behutsam und verlässlich aus dem Leben herauszuführen, geradeso wie sie mich einst hineinführte" (H. Brodkey).


 




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