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Kolumne 30. April 2005 - <br>"Mensch, du bist. Dein Sein ist wichtig"

Traugott Giesen Kolumne 30.04.2005 aus "Die Welt" Ausgabe Hamburg

"Mensch, du bist. Dein Sein ist wichtig"

Himmel und Erde

von Traugott Giesen

Könnten wir uns doch einen Silberstreif inwendig an die Stirn anbringen, der uns gute Energie zusendet, die tägliche Dosis heilender Gedanken. Wir brauchen eine Losung, der wir trauen können; wollen unsern Kindern, unsern Geliebten eine Überzeugung mitgeben, die trägt. Am besten natürlich, wir sind mit einem solch goldenen Wort groß geworden. Aber irgendwann sind wir selbst zuständig für uns. Wir können unser Inneres neu tapezieren, uns eine passende Widmung in die Seele tätowieren. Wir sind ja nicht fertig. Wir können noch am eigenen Drehbuch mitschreiben. Wir sind zuständig im Rahmen unserer Kräfte. Und dazu gehört irgendwann auch, daß wir unserer Person den Text vorgeben, unter dem wir gemeint sein wollen. Dazu müßten wir von uns zurücktreten, wie ein Maler von seinem Bild, müssen über uns selbst nachdenken mit etwas Distanz.

Wenn du einen Satz sagen solltest, der als dein eigenes Glaubensbekenntnis taugt, was würdest du sagen? "Tue recht und scheue niemand" oder "Bete und arbeite" oder "Wie man sich bettet, so liegt man" oder "Gönne könne". Alle nicht schlecht. Ich stieß auf ein Wort, das als Botschaft taugt, mit mir und den Anderen klarzukommen. Mein gutes Wort, meine Überschrift ist gerade: "Mensch, du bist; dein Sein ist wichtig!"

An der Ampel buffte ich mal einem sein Auto an, ein Hauch von einer Berührung nur, aber er baute sich vor mir auf und hämmerte auf das Dach meines Wagens, ich konnte gar nicht schnell genug aussteigen, er hatte eine derartige Wut, ich dachte, er bekäme einen Schlaganfall. Ich bat um Verzeihung nach allen Regeln der Kunst, zückte einen Schein für ein Beruhigungsessen, bot das Rufen der Polizei an, es war schrecklich. Mir war klar, ich hatte sein "autos" getroffen, (autos: das griechische Wort für "selbst"), ich hatte ihn gekränkt und beleidigt, ihn fast selbst verletzt. Aber das kann doch nicht wahr sein. Ich hätte ihm so gern gesagt: "Mensch, du bist. Dein Sein ist wichtig."

Uns macht doch nicht, was wir haben an Besitz oder Titeln, an Geld oder Geruch von guter Familie. Uns machen nicht schnelle Wagen oder Wände voll Bücher oder sportlicher Kram. Es macht uns aus, leben zu dürfen; du, ich sein zu dürfen, mit eigenem Gewissen, eigener Verantwortung, eigener Fähigkeit zur Befreundung. Und auch den Schrecken als Herausforderung an die eigene geistige Kraft nehmen, das ist viel wert.

Gut, daß du da bist, du bist, hier und jetzt bist. Doch, nimm als Sensation, daß du existierst, das Lachen der Kinder genießt und arbeiten kannst. Spür das Glück, da zu sein, atmen zu können, laufen zu können ohne Schmerz. Und daß du du bist, mit keinem tauschen willst, mit gar keinem, recht besehen. Und du jetzt an deinem Ort bist. Das Jetzt ist dein Augenblick, und du entscheidest, ob du Wichtiges daraus machst.


 




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