L e b e n s m u t
 
Herzlich willkommen auf der Homepage von Traugott Giesen, ehem. Pastor in Keitum auf Sylt!

Aktuelles

Predigten
Kolumnen
Bibelenergie
Tägliche Losung
Gastpredigten
 

Archiv

Nachhören
Archiv Predigten
Archiv Kolumnen
Themenverzeichnis
Weitere Texte
Bibelstellen
Aufgelesenes
 

Informationen

Bücher
Links
 

Kontakt
Emailkontakt
Webmaster
Gästebuch
Impressum

Besucher seit
12.03.2001
0965251

Traugott Giesen: Zeit zur Freude - nicht nur ein Ostertext

Freude ist dieser Geschmack am Ganzsein, im guten Ganzen zu sein, mit sich und allen.
Wenn ein Kind mit anderen im Spiel jauchzt; wenn zwei sich umarmen; Geschwister einvernehmlich das Erbe teilen; Menschen begeistert musizieren, ein großer Chor erschöpft und glücklich ist, dass Gutes gelang; wenn ein Kind geboren ist; wenn Menschen sich wieder versöhnen; oder für einen in Not eine Wohnung gefunden wurde, und dieser zum Einstand einlädt; wenn einer eine Prüfung bestanden hat; ein Kleid gelungen ist; man wieder Arbeit fand; oder endlich Frieden zwischen zwei Völkern anfängt - immer blitzt da das Gutsein des Lebens auf.

Leid engt ein, Freude öffnet

Eigenartig, wenn wir Schmerzen haben, ein solider Zahnschmerz reicht da schon, dann sind wir ganz bei uns. Dann kann noch so viel Wichtiges draußen passieren, wir sind ganz mit uns beschäftigt, sind egozentrisch. Schmerz und Leid zentriert mich.

Freude aber öffnet für das Ganze. Wildfremde Menschen werden Vertraute; die Freude auf dem Gesicht des Nächsten offenbart, daß wir vom Gemeinsamen leben. Liebende fühlen sich nicht mehr als Einzelne, sondern als Teile einer überirdischen Ganzheit.

Wenn ich außer mir bin vor Freude, bin ich ganz bei meinem wahren Selbst. Das ist nicht mehr mein kleines Ich, sondern die Weltseele, die auch in mir pocht und lodert. Ich könnte zerspringen, ich könnte zerplatzen vor Freude. Diese Wendungen bewahren diese Wahrheit: Freude kehrt mich nach außen, Freude kehrt zueinander, macht uns zusammen groß und schön.

Auf mich allein gestellt ist massenweise Furcht da

Mein kleines Ich, auf sich gestellt, hat wenig Grund zur Freude. Stehe ich gegen den Rest der Welt, sehe ich die Welt als gegen mich gerichtet, dann ziehe ich mich zurück, fürchte Wärmeverlust und Ausbeutung. Oder, statt mich klein zu machen, versuche ich, mich breit zu machen; einen Schutzwall nach dem andern baue ich vor mir auf aus Wörtern, aus Besitz, aus Geld; ich suche Menschen mir gefügig zu machen, die mich schützen vor Kritik, vor Verlust.

Mein kleines Ich auf sich allein gestellt sieht sich immer bedroht. Wie soll da Freude mich tragen. Bin ich voll Mißtrauen, kann mich nichts von der Furcht abbringen: alle Sicherheiten machen mich noch furchtsamer vor Verlust. Was bleibt, sind Schatten der Freude, schwache Vertröstungen: Gaumenfreuden, Schadenfreuden, Flimmerkiste, Rechthaberei. Doch schon sitzt das Nichts einem als Gesellschafter gegenüber, und man bekommt gegen sich und alles ein Grausen. Nur eins hilft: mein kleines Ich muß Anschluß finden an das Große. Mein Ich muß aufgefaltet werden wie eine Knospe vom Wärmestrom. Ich muß erlöst werden, und das Lösungsmittel ist Freude.

Der Löser: Der Auferstandene

Ostern kam Christus zur Welt, der nicht endende Sog in die Freude. Der Ostertext steht in der Weihnachtsgeschichte: "Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird: Euch ist heute der Heiland geboren" (Lukas 2,14).

Furcht ist nicht mehr nötig; Freude ist uns mitgeteilt. Sie widerfährt uns wie ein Sonnenaufgang, wie eine Liebe, wie ein Freispruch: Uns ist heute der Heiland geboren!

Der Jesus, der damals einzelne wenige Zeitgenossen von ihrer Selbstverlorenheit befreite, der Jesus, der um 30 am Kreuz starb, ist von Gott in die Gegenwart auferweckt; sein Leben verlief nicht im Sand, seine Weltsicht versickerte nicht in Friedhofserde wie so manche Philosophie. Im Gegenteil: der Jesus ist von Gott als Heiler, als Heimführer unserer Seelen zeitgleich gemacht jeder Zeit. Meine, deine Zeit ist Christus-Zeit, Freudenzeit, Zeit, mich in Gottes gutem Ganzen vorzufinden: Der Christus wirkt auf uns ein in ganz unerklärlicher Weise, als Mut, dich und mich als ein Grund der Freude Gottes zu glauben.

Du, ein Grund der Freude Gottes

Warum, wissen wir nicht, es spricht so viel dagegen, auf uns, auf mich, mein kleines Ich gesehen. Aber der Hund, an dem ich mich freue, weiß auch nicht, warum er mir Grund zur Freude ist. Das Bild ist etwas schief - und doch, nimm das an! Laß dir dies sagen: Du, ein Grund zur Freude Gottes, du ein Splitter von Gottes Ganzheit und deine Freude ein Abglanz seiner Gloriole.

Ach, Mensch, diese Widmung glaub. Diese Bestimmung verfügt dir Christus. Diese Beförderung, diese Adoption, diese Qualifizierung widerfährt dir. Laß es dir gefallen: Du, Grund zur Freude!

Mit Gottes Blick uns sehen

Heiler ist uns Christus, indem er unseren Blick wegnimmt von uns und hinlenkt auf Gott. Das meint: wenn ich mich von innen besichtige, kann ich mich  nur mit spitzen Fingern anfassen: so viel miese kleine Gier, so viel Dummheit, so viel Angst. Kein Wunder, dass ich die anderen als mir ähnlich einschätze und immer auf der Lauer liege: Furcht als mein Antrieb.

Christus richtet meinen Blick aber auf Gott. Wie er mich sieht, so darf ich mich sehen. Er sieht mich an mit liebenden Augen: Du, mein Kind - auch mit deinen gefährlichen Kräften.

Die Predigt des Samenkornes

Du mußt auf Kosten anderer leben, aber werde auch den anderen Lebensmittel. "Wenn du dein Leben bewahren willst für dich, dann wirst du's verlieren. Wenn das Samenkorn nicht zur Erde kommt und erstirbt, so bleibt's allein. Geht's aber auf, so bringt's viel Frucht" (Johannes 12,24).

Jesus beglaubigt diese Predigt des Samenkornes durch sich bis in sein Sterben. Er gab sich aus als Wechselgeld der Liebe Gottes. Er war die Freude in Person. Seine Leidenschaft, seine Passion brachte ihm den Tod. Aber Gott ließ ihn durch den Tod hindurch erblühen in die Seelen der Menschen, und so ist er hier, dir das Trauergewand auszuziehen, den Furchtpanzer, die Schleier der Angst, zu versagen und nicht zu genügen.

Heute geschehe dir Auferstehung: er hat dir den Sack der Trauer ausgezogen und dich mit Freude gegürtet (Psalm 30,12).

In dir brennt Feuer

Tief in dir angelegt ist der Glutkern Gewißheit: Gott ist mit dir einverstanden; nicht mit allem, was du tust, da braucht vieles viel Verzeihen, aber mit dir. Du bist ihm Grund zur Freude. Und die Freude an diesem Gott ist deine Stärke (Nehemia 8,10).

Sie richtet dich zu einem Selbstbewußtsein auf, das nicht aus Angeben und Leistung erwächst; nicht aus dem Vergleich mit anderen. Darum kann dich anderer Leute falsch gepolte Selbstsicherheit auch nicht kleinkriegen. Mit Vernunft und einer Portion Leidefähigkeit gewappnet, wirst du Freude die Fülle in deine und Gottes Scheunen fahren.

Du wirst zuletzt sagen: Ja, Liebhaber des Lebens, du hast meine Klage verwandelt in einen Reigen (Psalm 30,12).

Das Traumbild des Reigens aller Geheiligten vor Gott sei dir gegenwärtig auf dem langen Weg ins gelobte Land. Noch tragen unsere Freuden auch Trauerrand. Aber in unsere Trauerbriefe ist auch der Freudenregenbogen eingezeichnet.


zurück zur Übersicht Lebensmut im Lebensbogen


 




Service

Startseite
Druckvorschau

Presse-Feed EKD

© 1996-2024 Evangelische Kirche in Deutschland
Weitere News...  

 
Online 6