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Keitumer Predigten   Traugott Giesen   24.06.2001

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Ein stärkendes Bild für innen: das neue Jerusalem (Offenbarung 21)

Eine Prophetie war Text beim Abschlussgottesdienst des Frankfurter Kirchentages. Zwölf Tore waren aufgebaut im Stadion. Mit beglückenden Zeichen war jedes Tor versehen. Und eine schöne Frau in wallendem Kleid schritt einher mit großem Messstab. Achtzigtausend Menschen lauschten dem Bibeltext und der nachdenklichen Auslegung durch eine wache Pastorin. Und ich bekam Lust, selbst mich diesen Bildern zu unterwerfen. Und sie mit Euch uns anzuprobieren.

Offenbarung des Johannes, Kapitel 21

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; -der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.

2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;

4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

9 Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln.

10 Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott,

11 die hatte die Herrlichkeit Gottes; ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall;

12 sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten:

13 von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore.

14 Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.

15 Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer.

16 Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich.

17 Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.

18 [Und ihr Mauerwerk war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Gold, gleich reinem Glas.

19 Und die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerleiEdelsteinen. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd,

20 der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.

21 Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle, und der Marktplatz der Stadt war aus reinem Gold wie durchscheinendes Glas.

22 Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm Gottes.

23 Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.

24 Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen.

25 Und ihre Tore werden nicht verschlossen, da wird keine Nacht mehr sein.

26 Und man wird die Pracht und den Reichtum der Völker in sie bringen.

27 Und nichts Unreines wird hineinkommen und sondern die, die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes.

22 1 Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes 2 mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker. 3 Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein...von Ewigkeit zu Ewigkeit. 4 Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; das Erste ist vergangen.

Die Visionen des Sehers Johannes haben mal die Menschheit erschüttert, haben das christlich-abendländische Weltbild gefärbt, noch in den Weltraumspektakeln der Filme sind die Kulissen genommen aus der Apokalypse, dem wohl aufwühlendsten Buch der Menschheit. "Harmaggedon" heißt beim Seher Johannes die letzte Schlacht, die Gott, der große Krieger schlägt. Die Jungfrau und die Bestie - ein Bild für die Kirche und den Verführer, noch andere Bilder sind von daher: das Buch mit den sieben Siegeln.

Historisch sagte die Schrift um 70 nach Christus, den unter Druck stehenden sieben Christengemeinden in Kleinasien voraus: Haltet durch, steht fest im Glauben, nur eine kleine Weile der Versuchung, dann fährt der Teufel zur Hölle, und die Hure Babylon, das Rom des Kaiser Neros wird zermalmt. Dann kommt das neue Jerusalem. Historisch ist der Fall Roms erst Jahrhunderte später erfolgt, und nicht durch Heraufkunft des himmlischen Jerusalems, sondern durch Einfall der Goten und Vandalen. Und doch ist das wunderbare Bild mächtig geblieben für die Menschheit. Es kommt auf gegen die Horrortaten und Verzweiflungsschreie der Menschheit und steht gegen das ängstliche Seufzen der Kreatur (Römer 8). Das Reich Gottes, ist der große Gegenentwurf gegen den Weltuntergang und all unsere Depressionen; Prinzip Hoffnung von Gott aufgerichtet gegen die Leere.

Noch beten wir: "Dein Reich komme" - es wird kommen versichert uns Jesus Christus und eben auch der Johannes von Patmos: Ja, das Reich Gottes ist schon bei Gott im Himmel fertig, und muß nur noch herabgelassen werden, wie an Schnüren aus dem Theaterhimmel. -Laßt uns das Bild anschauen. Die wunderschöne Stadt, allein das Baumaterial vom Schönsten und Besten, Gold, und Edelsteine - die Namen wie Blumen, wie Aromen. Tore von Perlen - die Tore stehen immer auf, es wird keine Nacht mehr geben. Und in die Stadt bringen sie die Schätze der Menschheit.- Also die Beute der Leiden und Mühen werden bewahrt, werden geerntet in der ewigen Stadt, Die Zukunft wird voll Schönheit und Weisheit sein und Friede - kein Leid wird mehr sein in Gottes Stadt, und wir sind seine Mitbürger.

Uns bewegt die Frage: Was wird mit uns, was mit der Welt, was mit unseren Toten. Das ist die Botschaft des Sehers: Wir werden einander wiedersehen, weil wir vor Gott Bleibe haben. Und wenn wir sterben, dann holt Gott uns heim, dann ist uns eine Stätte bereitet, wir werden Wohnung finden im Hause des Herrn.

Hoffentlich haben wir mal einen Menschen zur Seite, der uns in der letzten Not erzählt von Heimkehr und himmlischer Heimat, hoffentlich konnten die Toten, die wir begleiten durften, von uns einem Hoffnungsschimmer empfangen, der sie geleitete nach drüben.

Einst wird Gottes Macht alles Widerständige aufgesogen haben, und kein Leid wird mehr sein. Gott geht einen Geschichtsgang mit dem Universum und mit der Menschheit und mit jedem einzelnen von uns. Die Welt wird heilgemacht in wachsenden Ringen, es gibt da kosmische Spekulationen, die nicht meine Sache sind. Mir ist näher: daß du, ich entwickelt werden, heilgemacht werden, zur Gemeinschaft der Heiligen hinerzogen werden. In einem leuchtenden Bild: Wir werden innen erzogen, herausgezogen aus dem Reich der Angst in eine himmlische Stadt - werden aus Opfern und Piraten zu freien Bürgern einer Stadt des Friedens. Gott ist Vater/Mutter unserer inneren Entwicklung, auch sind wir einander anvertraut und zugemutet, daß wir Weisheit ansetzen, Dank, Liebe, Großmut. Die Filme wurden ja so entwickelt, daß in einem Säurebad die Schemen immerklarer werden. So auch wir: Die Lebenszeit als Entwicklungsbad, indem wir zu uns selbst kommen. Wir werden entwickelt zu dem Bild, das Gott von uns hat.

Wichtig für diese Entwicklung unserer inneren Person sind die Menschen, die uns lieben, uns helfen, uns zu finden. Und wichtig auch, daß Gott in uns ein versöhntes Bild ausstrahlt. Gott hieß mal der, "der Eisen wachsen ließ". Und zu dem man betete: Gott strafe England. Einer der die kleinen Sünden sofort bestraft und die Frommen liebt, aber die Sünder von sich stößt.- Aber Gott entwickelt sich, besser: Unser Bild von Gott entwickelt sich - Jesus Christus ist das Bild Gottes, im Bild, das Lamm steht für Güte und Liebe, abwischen wird er alle Tränen von unseren Augen.

So ist unsere Seele ist noch in Arbeit - manchmal merken wir's doch, wie wir einander erschüttern und erhellen. Hell soll es in uns werden vom Drunter und Drüber. Von Licht- und Schattendurcheinander sollen wir hin zum Friedensreich innen, zu einer "Hochzeit mit dem Lamm", statt der heulenden Bestien innen.

Es sind in unserer Seele tröstliche und beängstigende Bilder, Zeichen des Heiligen und der Bedrohung: Keller und Finsternis, Feuer und Hölle.- Dagegen Hirte und Engel, gedeckter Tisch und Fest, Garten, ein liebender Mensch. Diese Bilder sind nicht Erfindungen unserer Erfahrung; sondern unsere Erfahrung begreift sich mit Hilfe der Bilder. Die Bilder der Seele, werden uns fast genetisch weitergegeben. In ihnen stecken die Erfahrungen der Menschheit, wie ja auch die Jahrtausende Geschicklichkeit des Handwerkens in unserer Hand gespeichert sind.

Die Bilder der Menschheit stoßen uns im Traum auf, sie bilden Angstszenarien und Rettungsmuster. Gott ist das Heilssymbol vor allem, das Grundwasser unserer Seele. Unser Ich schwimmt in Gott. Und kann sich entfalten und seinen Weg gehen, getragen, und nicht in die Tiefe gezogen von bösen Mächten. Der Gott der Liebe ist das Urbild, dem wir nachgebildet sind - dem wir ähnlich werden, durch Löschen der verlockenden Gewaltbilder, die wir noch mitschleppen. Gott finden und mich finden als den von Gott Gefundenen ist eins.

Ein starkes, erlösendes Bild ist das vom himmlischen Jerusalem, der goldenen Stadt, deren Mitbürger wir sind. Darum keine Angst mehr vor Untergangsansagen, keine Angst, Kinder ins Leben zu rufen. Wir werden nicht die letzte Generation sein. Gott hat noch so viel vor: Leben ist Gottes leidenschaftliches Lieben als Gestalten: Und eher setzt Gott auf das alte Leben ein neues, auf die erste Schöpfung eine zweite, ehe er aufgibt und die Welt zunichte, zu Nichts wird. Eher gibt Gott Dir ein neues Sein bei sich, als daß er uns zu Staub und Asche zerfallen lässt. Eher macht er uns ein neues Jerusalem, als daß das alte zerbrechliche, gefährdete, zerstrittene verloren geht.

Ich verstehe diese Verheißung nicht so, daß Gott das erste wegwerfen will. Nein, das Leben, worum sich Gott so müht, die Menschen, die Kreatur, in der Gott so mitleidet - sie hat Zukunft. Gott sagt: Ich bin doch noch am Schaffen und ihr helft mir - das neue Jerusalem ist im Kommen: mit eurer Hilfe. Gebt nicht auf. Ich tu es auch nicht. Und darum gebt keinen auf, auch nicht die Schwierigen. Schützt euch, aber gebt keinen auf. Aber auch nicht schon im Himmel, sondern wir haben zwei Pässe, zwei Vaterländer, zwei Muttersprachen, - wir wissen, das Diesseits öffnet sich nach Drüben, und schon strahlt das Fernziel uns ins Nahe.

Manchmal sind wir wie verstopft mit Blödheit, Belangloses nimmt so viel Zeit, nächste Mitmenschen lassen uns verzweifeln ob ihres Geizes, ihrer Engstirnigkeit. Da fährt uns eine Musik ins Gehirn, ein Gedicht gibt uns Weite, eine Liebe tut uns den Himmel auf, hart neben dem streitvollen alten Jerusalem scheint ein neues Jerusalem auf, wo Fried und Freude lacht - du bist schon Bürger des neuen Jerusalems, du blühst auf. Du bringst Frucht. Du hast hier schon Engel gefunden, die Dich stärken, zu reifen. Das Bild vom neuen Jerusalem löst unsere Angst auf: wir werden beieinander zuhause sein. Und sensationell. Kein Tempel mehr. Keine Kirche mehr, wo Gott extra wohnt, sondern Gott bei uns - wir an seinem Tisch.

Der Ort, wo wir zusammen sind, ist unendlich schön, wie eine Braut, ja diese unsere Zukunft hat die Herrlichkeit Gottes; Und die Blätter vom Baum des Lebens dienen zur Heilung der Völker.

Amen.


 




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