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Predigt 19. März 2005

Keitumer Predigten Traugott Giesen 19.03.2005

Segen - Silberne Konfirmation

4. Mose 6,24 Gott segne Dich und behüte Dich; Er lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig; Gott hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir Frieden.

In dieser Kirche, vor diesem Altar seid Ihr zum Erwachsenwerden gestartet, habt hier den Segen zugesagt bekommen. Das war vor 25, 26 Jahren. Und heute seid Ihr hier um euch zu vergewissern: Ja, ich bin gesegnet, ja ich habe die Mühen des Erwachsenwerdens bestanden, ja ich habe so ziemlich meine Mitte gefunden, ich bin bewahrt worden, gerettet worden, Durch Strapazen und Mühen hinDurchgekraxelt und -getragen, ja ich habe geackert und so was wie Ernte, wie Segen erfahren. Und ich will mehr davon.- Dafür seid Ihr da.

Jetzt bei der Halbzeit des Lebens ist es gut, eine Stunde zu sich selbst zu kommen, habt Ihr das bedacht? Mit 39, 40 ist man auf der Höhe der Zeit, mancher ist auch Spätentwickler und braucht noch eine paar Runden, aber so mit vierzig ist Bestzeit, was sage ich: Jede Zeit ist gute Zeit. Und doch – in etwa liegt das Ziel im Tal- einige  Altersgenossen sind schon gestorben - wir gedenken Ihrer und wissen, im schnitt haben auch wir Halbzeit. Gerade sehen wir uns noch vor dem Altar stehen als das unfertige Wesen der Kindheit, wie man von hier losgeschickt wurde mit großem Wort: Du, Gott liebt Dich und braucht Dich- darum lebst Du!

Und was hast Du alles gelernt und beruflich versucht, wie hast Du Freundschaft und Liebe erfahren, Abschiede auch schon, Neubeginne auch, Krankheit und hinreichende Genesung. Und der Kampf ums Auskommen, anderen mit seinem Tun von Nutzen sein, so daß sie einem auch nutzen - mühsam, den Platz zu finden und zu halten. Und was hat Dich jetzt in Arbeit? Wie beschreibst Du Dein Leben? Doch gesegnet, Du - Gott ist schwer mit Dir beschäftigt, Du machst ihm Mühe und Du trägst seine Mühen mit. Manchmal merken wir uns selbst nicht, bewusstlos lasten die Tage, aber manchmal - bitte auch jetzt -, geht ein Morgenstern in unserem Herzen auf; und Du weißt: Geliebt, gebraucht bist Du, ja, irgendwie schon“. Dafür sind Freunde da, dafür eigentlich ist Ehe da, dafür Eltern da und auch der Pastor: Dich zu bestärken, Du gut. Gottes gutes Antlitz ist über Dir- und schaut Dich an. Und das macht Dich schön.

Der Hintergrund der Welt – lass ihn Dir als gutes Antlitz erscheinen. Im Vordergrund Gewusel und Gewürge, doch auch die Leiden, der Streit, die Kriege, die Gräuel sind einverleibt in ein Heilwerdendes. Selbst der Tod ist nicht Endstation und Schluß, sondern „Streetcar for Desire“ (T. Williams) - wir werden heimgeholt in den Frieden und es wird Freude sein. Dagegen ist die Sonne hier nur ein Schatten, und unsere Glücksmomente kostbar, wunderbar weil Vorspiel, Übung, Geburtswehen fürs Ewiggültige. So können wir hier das mühsam schöne schwere Leben aushalten - vor uns und über uns das Antlitz mit der guten Ausstrahlung, das gibt auf uns seine gute Ausstrahlung und jeder Morgen werde Dir eine neue Berufung.

Dürfen wir eigentlich einander Gottes gutes Tun versprechen? Das ist die wichtigste Aufgabe des Freundes, der Eltern, des Pastors - wir sind einander Pfand, daß das Leben taugt. Wir sollen uns sein der Morgenvogel, der schon singt, während die Nacht noch Dunkel ist. Sorg gut für Dich, indem Du Menschen suchst, die mit Dir das Leben erneuern, Dich bestärken, ja, gut, Du zu sein. Du selbst ein gutes Tun des Herrn, Du ein Segen. An Deiner Seite gedeihen Menschen. Zweifelst Du daran? Vielleicht musst Du etwas Ordnung in Dein Chaos bringen oder etwas Chaos in Dein zu wohlgeordnetes Leben? Aber im Ganzen bist Du doch ein Versprechen des Lebens, eine gute Investition. Doch das musst Du für Dich wissen. Würden wir sonst wagen, Kinder ins Leben zu rufen? Damit garantierten wir ihnen doch: gut zu leben, versprochen. Und jede Umarmung- ist doch ein Siegel: Du gut, Du taugst, Du gut, daß Du da bist. Wir versprechen doch einander Segen; sind einander Segen. Kleine Brocken Glück, manchmal auch schwierig, aber einer, eine steht doch ein für uns, und wir für sie. Wir sind doch Schimmer von Segen.

Segnen ist Gutes wünschen. Das was wir wünschen, können wir nicht machen, aber einigermaßen in Empfangsrichtung leben, das ist unser Ding. Wir können Segen verhindern, Gottes Heilkraft mindern. Aber in Richtung Segen leben heißt, Deine Selbstachtung soll blühen. Also mach Dich unabhängig, daß Du nicht bestechlich bist, und Deine Würde mit Füßen trittst und treten lässt. Du, noch einmal lässt Du Dich segnen und nimmst daraus die Kraft, für eine Wegkehre. Du, noch auf dem Weg, ein gesegneter Mensch zu sein, dazu lass Deine Selbstverachtung enden. Sieh Dich als Gestalter Deines Lebens - sicher beladen inzwischen mit Bindungen, die zu Dir gehören, und doch - was ist, ist erst die Hälfte, die andere Hälfte ist, was Du daraus machst. Jedenfalls soll Selbsthass Dich verlassen, hörst Du, Du Tochter, Du Sohn Gottes. Mit Dir und für Dich soll Frieden werden.

Vertraue, aber mit offenen Augen. Aber vertraue - ja , wir sind aneinander ausgeliefert, wir sind einander anvertraut, in den Ehen, in den Nachbarschaften, auf der Arbeit, im Verkehr. Wenn nicht ein Überfluß an guten Kräften wäre, ein ungeschriebenes Gesetz für einander förderlich zu sein, wir wären doch längst ausgestorben. In uns wirken die Kräfte guter Mächte, und in den anderen auch - einander auf guten Weg helfen, dazu sind wir da, also hüte das Feuer des Lebens, Du gibst das gefundene Portemonnaie ab, Du durchschnüffelst nicht den Handyspeicher Deines Partners, jedenfalls ab sofort nie mehr. Frauen, spitzt den Mann nicht zu Grausamkeit an, klatscht nicht den Rüpeln Beifall; Männer keine miesen Seilschaften, die Frauen haben ein Recht auf Männer, Erwachsene, Partner, Verantwortliche - keine kindischen Aufschneider mehr. Überhaupt: machen wir uns keinen gefügig, fördern wir die Freiheit einander.

Verachten ist so leicht und führt zu nichts. Nichts von dem , was wir im anderen verachten, ist uns selbst ganz fremd. „Wir müssen lernen, die Menschen weniger auf das, was sie tun, und mehr auf das, was sie erleiden, zu sehen. Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen, gerade zu den Schwachen, ist Liebe, d. h. der Wille, Gemeinschaft zu halten“(D. Bonhoeffer). Und sag nicht vom Schlechten, es muß so sein. Gottes Projekt ist Segen zu mehren. Noch leidet Gott unter den Schmerzen in der Welt, sie sind an seinem Leib. Darum sind wir in guter Gesellschaft mit unseren Mühen. „Ob ich schon gehe im finsteren Tal, fürcht ich kein Unglück, Gott ist bei mir, ich bei ihm." Du sollst Spuren des Lebens im Leben lassen. Amen


 




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